swiss developer survey 2020 Einsichten

Montag 01.02.2021 Jonas Felix, Christian Walter

Jonas Felix, Co-Founder letsboot.ch, und Christian Walter, Managing Partner swiss made software, steuern die Entwicklung des swiss developer survey.

Covid-19 brachte nicht nur das Home Office, sondern auch einen starken Digitalisierungsschub Richtung Cloud. Das zeigen auch die Trends bei den eingesetzten Technologien.

Bei einer neuen Umfrage sind die ersten beiden Runden immer mit vielen Fragezeichen versehen. In Runde eins stellt sich die Frage, ob die Thematik beim Zielpublikum ankommt. In Runde zwei gibt es zum ersten Mal die Möglichkeit, Vergleiche anzustellen.

Dank rund 960 Teilnehmer/innen im Jahr 2019 war klar, dass der swiss developer survey ein starkes Interesse hatte wecken können. Mehr noch, 2020 wuchs die Teilnehmerzahl auf über 1’000 Personen. Diese beiden mehr als soliden Leistungen eröffnen uns heuer auch die Möglichkeit, mit dem Vergleichen anzufangen.

Covid-19 Massnahmen in der IT

Wie es das Schicksal will, geschieht dies in einem Ausnahmejahr. Die Covid-19-Pandemie währt mittlerweile über 12 Monate und wird uns wohl auch noch 2021 weiter beschäftigen. Dabei hat es die IT-Branche gut, denn sie ist eine der wenigen, die von der aktuellen Situation auch profitieren kann. Dies zeigt sich schon allein in den guten Noten, welche die Entwickler/innen ihren Arbeitgebern im Umgang mit der Pandemie ausstellen. Über 95 Prozent bescheinigen ihrem Arbeitgeber eine schnelle und kompetente Reaktion auf die Pandemie: Arbeit von daheim wurde ganz (93 Prozent) oder teilweise (72 Prozent) ermöglicht. Darüber hinaus fühlen sich die Entwickler mit über 80 Prozent auch im Home Office wohl und die Teams funktionierten weiter gut (96 Prozent). Sorgen um die Zukunft ihres Arbeitsplatzes machen sich die Coder nicht. Jedoch sind mehr als die Hälfte der Meinung, dass sich die Gesellschaft in Folge der Pandemie ändern werde. Eine detaillierte Analyse finden Sie hier.

Tech Trends

Auf technologischer Ebene lassen sich auch erste Trends ausmachen. Nachfolgend einige Einsichten:

  • PostgreSQL ist das unerwartete Umfrage-Highlight in  allen Bereichen. Viele Entwickler/innen geben an, PostgreSQL im Unternehmen einführen zu wollen (Rang 1) und es persönlich gern neu nutzen zu wollen (Rang 1). Gleichzeitig gefällt die Datenbank vielen Nutzern sehr (Rang 2). Man könnte sagen, dass eine der ältesten Datenbanken gerade stark im Aufwind ist.
  • Bei den Sprachen sind Python, Golang, Kotlin und TypeScript die Highlights, vor allem, wenn man berücksichtigt, was Entwickler neu einsetzen möchten (Rang 1-4). Für Unternehmen könnte es sich deswegen lohnen, auf diese Sprachen zu setzen, um neue Entwickler/innen anzulocken.
  • Gleichzeitig ist das Thema Container und vor allem Kubernetes weiter stark im Kommen und auf Rang 1 bei «Gerne nutzen» und Rang 3 bei «Einführen». Diese Cloud-zentrische Entwicklung bestätigt sich mit dem guten Abschneiden der nächsten technischen «Ebene darunter». Mit Ansible und Terraform gewinnt Infrastructure-as-Code an Bedeutung. Beide Frameworks steigen auf der Wunschliste einzuführender Frameworks hoch ein.
  • Weiter ist das Web als Frontend immer mehr gesetzt: In den Top 30 der Frameworks findet sich praktisch keine Technologie mehr mit Fokus auf Desktop-Client-Lösungen und alle Trends schieben sich zu Web-Frontends. In Zukunft wird der Begriff Software-Lösung oder Applikation primär mit Web-Applikationen gleichgesetzt werden, wenn das nicht bereits heute der Fall ist. Wird dagegen für den Desktop entwickelt, muss verständnishalber immer mehr von Desktop-Applikationen gesprochen werden.
  • Bei den Werkzeugen dominieren die JetBrains-Technologien (Rang 1), direkt gefolgt von Visual Studio Code (Rank 2 ) und fast schon ein wenig humorvoll direkt dahinter Notepad++. Darauf folgt sehr lange nichts, bis andere Editoren oder IDEs genannt werden.
  • Das Thema Hype Technologien wird bei den  Entwickler/innen augenscheinlich ruhiger und distanzierter behandelt als in vielen Medien. Ein nennenswerter Neuzugang ist hier IoT, während Edge Computing weiter abgeschlagen ist. Ein Grossteil der Entwickler/innen ist weiterhin sehr skeptisch beim Thema Blockchain - sie sehen es weder jetzt noch in fünf Jahren als allzu wichtig für ihre Arbeit an. Klar an der Spitze steht jedoch weiterhin Machine Learning, wenn auch mit leichten Abstrichen.
  • Zu kämpfen haben klar Firmen wie SAP, Oracle oder IBM, die auf stark proprietäre Modelle setzen. Lösungen aus diesen Häusern kommen in praktisch allen Abschnitten der Umfrage nicht gut weg.
  • Dass das nicht sein muss, beweist Microsoft: Trotz vieler Skeptiker gibt es praktisch genauso viele Anhänger. Dies wohl auch, weil Microsoft verstanden hat, dass Open Source und Flexibilität absolut zentral sind und das Geschäftsmodell nicht mehr über CD-Verkauf mit strengen Richtlinien, sondern über kontinuierlichen Service läuft. Bei kontinuierlichem Service kann man kommerziell sogar wesentlich erfolgreicher sein, wenn man die technologische Basis dazu öffnet.

Dies sind nur einige Auszüge aus den umfangreichen Ergebnissen. Es lohnt sich, in die einzelnen Sektionen einzutauchen und ein bisschen zu schmökern. Am Ende sind die Zusammenhänge komplex ein einfaches Durchschauen von Listicles nur begrenzt aufschlussreich. Insofern viel Spass beim Denken!

 

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