Christian Walter ist Geschäftsführer und Redaktionsleiter von swiss made software. Bis Ende 2010 arbeitete er als Fachjournalist für das ICT-Magazin Netzwoche, publizierte zuletzt aber auch im Swiss IT Magazin, der Computerworld sowie inside-it.
Das Start-up Carify bietet über 800 verschiedene Fahrzeuge bei Mietdauern ab einem Monat. Mit an Bord sind eine neue Versicherungslösung und jede Menge Garagisten.
Neben einer Bleibe sind Autos häufig die zweitteuerste Anschaffung im Leben», sagt Sergio Studer, Mitgründer von Carify. Kein Wunder, dass Auto-Mietmodelle und Digitalisierung gut zusammenpassen. Sei es für einzelne Fahrten (Catch a Car), im Stundentakt (Mobility) oder für wenige Tage und Wochen (Herz, Europcar & Co.). Doch es gibt noch Lücken.
So zum Beispiel für Mietzeiträume ab einem Monat: Dies ist die Domäne des Start-ups Carify, das, gemäss Mitgründer Sergio Studer, mit über 800 verschiedenen Autos gleich die grösste und diverseste Flotte der Schweiz bietet. Vom standardgeschalteten, grünen BMW Coupé bis zum hell-rosa Toyota SUV mit Automatik gibt es bei Carify alles. Das liegt daran, dass das Start-up keine eigene Flotte hat, sondern Partnerschaften mit zahlreichen Garagisten. «Dort stehen die Autos einfach herum, sind totes Kapital», so Studer.
Rent to buy
Via Carify können die Garagisten die Autos monetarisieren – im Idealfall «Rent to buy». «Wer ein Auto ein paar Monate fährt und zufrieden ist, geht eher das Wagnis des Kaufs ein», erklärt Studer. Carify macht somit das Ausprobieren einfach. Zum Beispiel beim Thema E-Mobilität: «Hier sind viele unsicher. Über uns können die Leute direkt erleben, wie es um Reichweite, Komfort oder den Ausbau der Ladestation steht».
Komfort steht auch beim Mieten im Vordergrund: Es gibt einen fixen Monatspreis, in dem Steuern, Versicherung, Reifen und Wartung enthalten sind. Der Kunde muss sich um nichts kümmern. Er kann das Auto sogar jederzeit zurückgeben oder gegen ein anderes tauschen.
Ziel ist ausserdem, die Kunden in allen Lebenssituationen abzuholen. Zum Beispiel in der Probezeit oder wenn jemand in einem halben Jahr ins Ausland geht. «Die Menschen müssen heute flexibler sein, beruflich und privat. Da kann man sich nicht so einfach an grosse Investitionen binden», weiss Studer. Im Unterschied zu anderen Angeboten geht es auch nicht darum, den Kunden auf eine bestimmte Wahl hin zu steuern. «Die Leute sollen genau das finden, was sie suchen – und das hängt stark von ihrem Profil ab». So gibt es eine Gruppe, die das Auto einfach als Transportmittel sieht. Eine andere legt Wert auf Repräsentanz – sei es privat oder als Mitarbeiter im Aussendienst.
One-Stop-Shopping
Das One-Stop-Shopping bewegt sich zwischen 300 und 5000 Franken monatlich. Die Preise sinken bei längeren Mietperioden. «Gemäss einer Studie des Fuhrparkmanagers Leaseplan kostet das eigene Auto monatlich etwa 733 Franken. Das führen sich viele nicht vor Augen», erklärt Studer.
Gegründet wurde Carify im Mai 2019. Ein MVP ging im September live und die Pilotphase wurde Ende 2019 erfolgreich abgeschlossen. Mittlerweile arbeiten 13 Personen für Carify und die Plattform veröffentlichte gerade eine komplett überarbeitete Version. «Die neue Lösung ist schneller und intuitiver. Wir haben viel aus dem Kunden-Feedback gelernt», meint Studer.
Spannend dabei ist, dass die Innovation nicht nur bei Carify stattfand, sondern auch beim Versicherungspartner Dextra. Hier wurde eine neue Versicherungslösung entwickelt: Bisher galten Autoversicherungen immer für ein Jahr. Carify brauchte aber eine Lösung auf Monatsbasis. Das Start-up zeigt so, dass konsequente Digitalisierung am besten in einem flexiblen Ökosystem stattfindet. Bei Carify sind dies die Versicherung, die Plattform sowie die Garagisten. Dabei überrascht auch die Flexibilität der letzten Gruppe. «Vor allem die älteren Garagisten, die den Markt lange beobachten, waren von der Idee schnell überzeugt,» so Studer. «Die Welt wandelt sich, und der Konsum ist nicht wie früher – diesen Unternehmern war schnell klar, dass wir ihnen einen zusätzlichen Verdienstkanal bieten, der sogar den Verkauf, also ihr Kerngeschäft, fördern kann».
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