Christian Walter ist Geschäftsführer und Redaktionsleiter von swiss made software. Bis Ende 2010 arbeitete er als Fachjournalist für das ICT-Magazin Netzwoche, publizierte zuletzt aber auch im Swiss IT Magazin, der Computerworld sowie inside-it.
Das Start-up Optimo Medical ermöglicht die Katarakt- und Hornhautverkrümmungsbehandlung jenseits des statistischen Durchschnitts.
Allein die Vorstellung einer Augen-Operation sorgt bei vielen Menschen bereits für Bauchkneifen. Doch manchmal geht es nicht anders. Einer der häufigsten Gründe ist der Katarakt. Die im Volksmund als grauer Star bezeichnete Krankheit führt, meist altersbedingt, zu einer Trübung der Augenlinse. In Folge nimmt die Sehkraft stetig ab und es kann zur Erblindung kommen. Die damit einhergehende Minderung der Lebensqualität bringt dann doch viele Menschen dazu, sich unters Messer zu legen.
In so einem Fall will man natürlich das bestmögliche Ergebnis. Liegt also gleichzeitig eine Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) vor, lohnt es sich, diese gleich mit richten zu lassen. Hier setzt das Bieler Start-up Optimo Medical an. Das Unternehmen hat eine Software entwickelt, welche die Vorbereitung der Operation auf die Höhe der Zeit heben soll. Bislang geschieht dies nämlich nur auf Papier. Der Chirurg kombiniert hierfür Informationen aus Statistiken mit seinen Erfahrungen, wie ein Auge auf Einschnitte in die Hornhaut reagieren könnte.
Kein Durchschnittsauge
Da aber kein echtes Auge einem statistischen Durchschnitt entspricht, wurde die Software Optimeyes entwickelt und ermöglicht nun eine personalisierte Augenbehandlung. Optimeyes ist zweigeteilt: Ein Teil läuft lokal auf dem Rechner des Arztes. Dieser wird mit den Messdaten aus der Augenuntersuchung gefüttert und überträgt diese auf die Server von Optimo Medical. Hier, im zweiten Teil, passiert dann die eigentliche Magie, indem eine digitale Kopie des Patientenauges erstellt und die Operation virtuell durchgeführt wird. Als Ergebnis entsteht ein Bericht, der Parameter für die Einstellung eines Femtosekundenlasers enthält. Dieser wird wieder an den Arzt übertragen.
Die dafür zum Einsatz kommenden Algorithmen basieren auf der Forschungsarbeit des Firmengründers Harald Studer. Die Grundlagen legte er im Rahmen seiner Dissertation an der Universität Bern 2012. Anschliessend konnte er diese während drei Jahren im Labor der ISS (Integrated Scientific Services) weiterentwickeln. Ende 2015 erfolgte der Spin-off.
Zurzeit laufen Studien an drei Kliniken. Ausserdem ist die Software bereits bei Kunden in mehreren europäischen Ländern im Einsatz. "Unser Fokus ist international. Allerdings brauchen wir für den amerikanischen Markt noch eine Zulassung der FDA", so Studer.
Virtuelle klinische Studien
Der Software Client für den Arzt ist gratis, abgerechnet wird anschliessend aber die Verwendung der Algorithmen bei Optimo Medical. "Auf diese Weise können wir genau pro Fall abrechnen sowie unsere Technologie vor Kopien schützen", so Studer.
Da die Daten anonymisiert übertragen werden, will das Unternehmen diese auch für statistische Untersuchungen im Rahmen von Big Data verwenden. Ein Anwendungsszenario sind virtuelle klinische Studien. Hier können Medtech-Unternehmen neue Geräte oder Operationsmethoden testen und so ihre Time-to-Market minimieren. Ausserdem lassen sich statistische Aussagen zur Qualität verschiedener Kliniken machen oder wie gut ein Laser gegenüber einem anderen abschneidet. "Da gibt es noch einige Möglichkeiten", meint Studer.
Das Jungunternehmen will sich aber vor allem nicht verzetteln. In einem nächsten Schritt soll die Software weiter optimiert werden. "Zurzeit gehen wir für Installation und Einweisung noch beim Kunden vorbei. In Zukunft soll das selbsterklärend sein", erklärt Studer. Entwickelt und gehostet wird Optimeyes zu 100 Prozent in der Schweiz.
Das Unternehmen hat mittlerweile acht Mitarbeiter und konnte bereits einige Preise gewinnen, darunter den W.A. DeVigier Young Entrepreneurs Award sowie den Swiss Excellence Award. Ausserdem wurde die Lösung von Innosuisse (ehemals KTI) unterstützt sowie durch europäische Forschungsprojekte wie Eurostart und H2020.
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