Stottert der Motor?

Montag 24.03.2014 Christoph Hugenschmidt
Christoph Hugenschmidt

Christoph Hugenschmidt – Reporter beim Zürcher IT-Nachrichtenportal www.inside-it.ch,

Die Schweizer Grossbanken sind die grössten «Software-Hersteller» der Schweiz. Und die Finanzindustrie ist die wichtigste Auftraggeberin der Schweizer Softwareindustrie. Doch nun wird gespart. Zu Lasten der Schweizer Softwaremacher?

Wer an die Schweiz denkt, denkt an Käse, Schokolade, Uhren, Berge. Wer Wirtschaftszeitungen liest oder Krimis schaut, denkt an Bankkonten, Gnomen und hinterzogenes Geld. Und gut Informierte denken auch noch an Textilmaschinen, Roboter und Medikamente. Aber Software?

Die Wahrscheinlichkeit, dass Herr Normalverbraucher aus Shanghai oder New York Software aus der Schweiz auf sein Tablet lädt, ist gering. Trotzdem wird er mit «Swiss Made Software» in Berührung kommen: Wenn er Lift fährt, ein Hochhaus betritt oder Geld wechselt. Schweizer Software steckt in Maschinen und ermöglicht das Geschäft von Banken und Versicherungen. Und UBS wie auch Credit Suisse sind nicht nur weltweit aktive Grossbanken, sondern auch die grössten Softwarehersteller der Schweiz. Zudem haben die meisten der mittelgrossen Schweizer Banken in den letzten Jahren viele hundert Millionen Franken in die Erneuerung ihrer ICT-Systeme investiert, wovon die Schweizer Softwareindustrie profitiert hat. So ist der Absatz der Schweizer Softwarehersteller in den letzten vier Jahren stetig zwischen sieben und sogar elf Prozent gewachsen.

Ende des Sonnenscheins?

Doch die Schweizer Finanzindustrie ist unter Druck. Man rechnet mit einer heftigen Konsolidierung unter Privatbanken, und die beiden Grossbanken bauen Tausende von Stellen – gerade auch in der Informatik – ab oder verlagern sie an günstigere Standorte.

Die lokalen Player der Schweizer Softwareindustrie scheinen bisher sogar von der anhaltenden Krise des Schweizer Finanzplatzes zu profitieren. Die ausgedünnten IT-Abteilungen der Banken haben weiterhin Bedarf nach neuen Lösungen, denn sie müssen ihre Systeme laufend neuen Vorschriften anpassen. Und die meisten Versicherer sitzen auf komplexen, sehr alten Systemen, die sie dringend erneuern müssen, um ein weiteres Beispiel zu nennen.

Internationalisierung

Mit Temenos, Finnova, Eri Bancaire und Avaloq haben sich einige Schweizer Hersteller von Kernbankenlösung im Heim- und Weltmarkt einen Platz verschaffen können. Spektakulär ist vor allem der Erfolg von Avaloq in den letzten zwölf Monaten. Während der Heimmarkt von Avaloq recht gesättigt ist, schafft der Zürcher Softwarehersteller  international den Aufstieg in die erste Liga der Bankensoftwarehersteller. Neben der Royal Bank of Scotland rüstet Avaloq nun auch die grosse australische Bankengruppe BT Financial Group mit Software für das Privatbankengeschäft aus.

mehr davon...

...gibt es im neuen swiss-made-software-Buch "Public Innovation". Erhältlich als Print und eBook hier.