Das unsichtbare ERP

Dienstag 23.04.2019 Christian Walter
Christian Walter

Christian Walter ist Geschäftsführer und Redaktionsleiter von swiss made software. Bis Ende 2010 arbeitete er als Fachjournalist für das ICT-Magazin Netzwoche, publizierte zuletzt aber auch im Swiss IT Magazin, der Computerworld sowie inside-it.

Seit 30 Jahren sind die ERPs die Hoheitsträger der Geschäftsprozesse. Für jeden sichtbar stehen sie im Zentrum der Macht. Doch die digitale Transformation hat einen revolutionären Prozess ausgelöst. Um mächtig zu bleiben, müssen die ERPs verschwinden.

Unter der Haube des Unternehmens läuft die ERP-Engine. Von zentraler Stelle bedient sie umliegende Applikationen mit Daten – intern wie extern. Dabei ist dem Nutzer oft nicht bewusst, dass er gerade mit dem ERP interagiert.

Um Neukunden für ERP-Systeme zu gewinnen, reicht es nicht mehr, den ITVerantwortlichen zu gewinnen. Heute sitzen beim Einkauf alle Abteilungen mit am Tisch – Marketing, Verkauf, Einkauf, Controlling und die IT. Jede dieser Parteien hat ihre bestimmten Bedürfnisse und muss von Anfang an individuell abgeholt werden. Das geht am besten, wenn die eigene Software ihren monolithischen Charakter verloren hat und dem Nutzer, je nach Funktion, ein eigenes Gesicht zeigt. «Schon seit Jahren redet man von den wachsenden Anwenderansprüchen. Real sind diese aber erst seit Kurzem. Die guten Smartphone-Apps haben die breite Masse sensibilisiert. Mit einer alten Bedieneroberfläche müssen Sie da gar nicht mehr auftauchen», so Simon Lüdi, CEO des Solothurner ERP-Anbieters dynasoft.

Auslagerung ins Internet und Mobile

Für ihn ist diese Entwicklung wegweisend für die Zukunft der ERPs, die im besten Fall unsichtbar werden. «Exemplarisch sind für mich hier zwei der zentralen Entwicklungen der letzten Jahre – die Auslagerung von Teilen der Applikationen ins Internet sowie der Trend zum Mobile», meint Lüdi weiter. Der Nutzer sitzt also immer weniger vor derselben Benutzeroberfläche. Je nach Funktion präsentiert sich ihm eine eigene 

mationen – dies ganz ohne die Daten mit hohem Aufwand zwischen ERP und Shop replizieren zu müssen», so Lüdi. Die Abschaffung der monolithischen Aspekte althergebrachter ERPs stellt somit den Versuch dar, einen Mittelweg zu nden zwischen dem integrierten Ansatz, der alle Daten, Prozesse usw. in einem Topf vorsieht, und dem verteilten Bestof-Breed-Konzept. «Man könnte sagen, nach aussen wie ein Best-of-Breed wirken, aber im Inneren alles beisammen haben. Wir sind überzeugt, dass die zentrale Datenhaltung in Bezug auf Qualität und Performance ihre Daseinsberechtigung hat. Man muss sie aber anders in Szene setzen», so Lüdi. Die Daten-und Prozesshoheit liegt deswegen beim ERP.

 

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