Die App als Chance für lokale Digitalisierung

Freitag 15.11.2019 Christian Walter
Christian Walter

Christian Walter ist Geschäftsführer und Redaktionsleiter von swiss made software. Bis Ende 2010 arbeitete er als Fachjournalist für das ICT-Magazin Netzwoche, publizierte zuletzt aber auch im Swiss IT Magazin, der Computerworld sowie inside-it.

Dass man zu siebt die Schweiz digital mitbewegen kann, zeigt die Berner Firma approppo mit der neuen KPT App, der Parking-App SEPP oder mit Wiserock zum Warnen vor alpinen Naturgefahren. Der Clou: eine clevere Kombination von Front- und Backend.

Die approppo-Gründer Roger Kislig und Daniel Zbinden

Gegründet 2011, setzt das Unternehmen zurzeit auf ein gezieltes Nicht-Wachstum. «Nähe zum Kunden, Nähe zum Team, am Puls der Technik», so Daniel Zbinden, Mitgründer von approppo. Die Berner sehen sich dabei als Enabler für innovative Geschäftsideen, denen sie mit Schweizer Qualitätsarbeit zum Erfolg verhelfen.

Noch zu Angestelltenzeiten spürten sie die aufkommenden Strömungen von Mobile, agilem Entwickeln und Cloudcomputing. «Unsere damaligen Zahlmeister waren nicht so optimistisch wie wir. Ein Leitungsangestellter meinte gar, Tablets würde es in drei Jahren nicht mehr geben», erinnert sich Mitgründer Roger Kislig. Leider dachten das damals viele - so mussten Firmengründung und missionarische Tätigkeit Hand in Hand gehen.

Geo- und Live-Tracking

Ein erster Erfolg war die Berner Grand Prix App. Neben Statistiken über die eigene Performance können Läufer damit Live-Tracking für sich und ihre Fans ermöglichen. Was heute Standard ist, war 2012 ein Novum - auch wegen mangelnder GPS-Genauigkeit. «Ich konnte in Bern 100 Meter laufen und auf der Karte hat sich nichts bewegt», erinnert sich Daniel Zbinden. Neben der technischen Finesse trat hier ein anderes Markenzeichen von approppo auf: sich auf Mehrwert konzentrieren. So war die App kein Angriff auf die etablierten Zeitnehmer, sondern ein Extra zu den bestehenden Strukturen. Das hier erworbene Know-how führte zu weiteren Live-Tracking- und Sport-Apps.

Ein Wendepunkt war J-Bend, eine App für die Maschinenindustrie. «Das war ein richtiger Business-Hack. Bis dato hatte der Bauleiter eine Bleistiftskizze als Basis für die Bleche gemacht. Aus einer 6 wurde so schnell eine 8 und das Blech zum Ausschuss.» 

In Folge wurden die Kunden grösser und neue Mitarbeiter stiessen zum Team, das bis heute nur aus Entwicklern besteht. Ein eigentliches Wachstum wurde dabei aber nie angestrebt. «Wir legen Wert darauf, dass Berater und Entwickler bei uns identisch sind. So können wir die Kunden ideal betreuen, denn unsere Leute wissen genau, was für Konsequenzen ein Entscheid hat», erklärt Roger Kislig. «Und das ist spannend, denn dank der breiten Kundenpalette können wir in ganz unterschiedliche Geschäftsfelder eintauchen».
 

Kunden abweisen

Zum Beispiel bei der Postpaid-App Lezzgo: Hier musste geklärt werden, welche ÖV-Tickets am besten zu einer zurückgelegten Route mit mehreren Transportmitteln passen. Oder die Parking-App SEPP: Dafür baute man ein Gesamtsystem inklusive Backend-Infrastruktur auf. Neue Parkflächenanbieter werden mit ein paar Klicks angelegt – theoretisch ein Tool für die ganze Schweiz, bedient von einer Person.

Zur eigenen Philosophie gehört auch, einen potenziellen Kunden mal abzuweisen. «Zum Beispiel, wenn eine Webseite mehr Sinn macht», so Daniel Zbinden. Für solche Fälle gibt es ein umfangreiches Partnernetzwerk. Die Faszination App hat das Team bisher nicht losgelassen. Vielleicht auch weil hier wirklich Schweizer Digitalisierung möglich ist. Denn via Smartphone kann man als Schweizer Unternehmen am ehesten einen Unterschied im Leben tausender Menschen machen.
 

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