Christian Walter ist Geschäftsführer und Redaktionsleiter von swiss made software. Bis Ende 2010 arbeitete er als Fachjournalist für das ICT-Magazin Netzwoche, publizierte zuletzt aber auch im Swiss IT Magazin, der Computerworld sowie inside-it.
Weniger Papier, mehr digital: Eine Devise, die zunehmend auch in den öffentlichen Verwaltungen umgesetzt wird. Fahrzeugprüfungen bilden keine Ausnahme. Abraxas hilft beim Umstieg vom Block zum Tablet.
Schon seit mehreren Jahren gibt es Bestrebungen, die Ergebnisse von Fahrzeugprüfungen zu digitalisieren. Zugrunde liegt der Wunsch nach statistischen Erkenntnissen über den Zustand der Fahrzeuge auf Schweizer Strassen. Mittlerweile läuft das Projekt in einzelnen Kantonen, und seine Auswirkungen gehen weit über die Erhebung statistischer Daten hinaus, führen sie doch zur Prozessmodernisierung und -ausweitung in den Strassenverkehrsämtern. Im Umstieg begriffen sind zurzeit die Kantone Graubünden und Wallis. Zusammen mit Abraxas Cari SA wurde 2012 ein Pilotprojekt lanciert.
Bis vor Kurzem erfolgten Fahrzeuginspektionen auf Papier. Der durchführende Experte machte sich entsprechende Notizen auf einem speziellen Prüfbogen. Dieser wurde jetzt durch ein Tablet ersetzt. Mit Abschluss der Vorführung stehen so alle Daten unmittelbar digital zur Verfügung und können leicht an die Vereinigung der Strassenverkehrsämter (asa) weitergeleitet werden. Dort werden nicht nur die Daten aggregiert und ausgewertet – die asa war auch die treibende Kraft hinter der Mobilisierung.
Auf dessen Anregung begannen schon 2011 einige Kantone, die Prüfungsergebnisse einzuscannen. Der Standardbogen war dafür durch spezielle Ankreuzbögen ersetzt worden. Allerdings hatte die Datenerfassung so noch nicht die gewünschte Granularität. Unter dem Namen CUFA folgten 2011 erste Versuche in den Kanto-nen Zug und Thurgau mit Voice- und Tabletlösungen, die auch zu konkreten Produkten führten. In Graubünden und im Wallis verfolgte man diese Entwicklungen zunächst abwartend. Überwunden wurde die initiale Skepsis etwa 2013, als die angebotenen Inspektionslösungen einen Reifegrad erreicht hatten, der den Umstieg mehr als nur wünschenswert erscheinen liess. Zusammen mit Abraxas Cari SA machten sich die Kantone ans Werk.
Prinzipien mobiler Inspektion
Für Abraxas hätte das Timing nicht günstiger sein können: Einerseits verfügte das Unternehmen durch seine Tochter Abraxas Cari SA und deren Strassenverkehrsamtlösung CARI bereits über Aussenposten in 16 Strassenverkehrsämtern und somit über das nötige Expertenwissen. Andererseits war mit Immo Inspect gerade im Immobilienbereich eine ähnliche mobile Inspektionslösung lanciert worden. Da das Prinzip einer mobilen Inspektion technisch immer gleich ist, lag es nahe, die hier gewonnenen Erkenntnisse für andere Branchen zu verwenden. CARI Inspect war geboren. In einem ersten Schritt wurde der Prüfbogen fit gemacht für die digitale Welt und die damit verbundenen statistischen Ansprüche. Aus 50 Prüfpunkten wurden so knapp 300. «Früher wurden zahlreiche Kommentare handschriftlich als Notizen eingefügt. Für eine statistisch relevante Auswertung war das ungenügend», so Jon Andrea Parli, Leiter Experten, Strassenverkehrsamt des Kantons Graubünden. Aber auch der Kunde profitiert, denn der Ausdruck ist garantiert immer lesbar. Durch die Umstellung des Prozesses erfolgte ausserdem eine Optimierung, die klar vom Profil mobiler Geräte geprägt ist. Abraxas schöpft so den eigenen Anspruch aus, mittels mobiler Geräte direktere und effizientere Prozesse zu ermöglichen. Im stetigen Austausch zwischen den Experten und Informatikern nahm die Tabletlösung schnell Gestalt an. Auch weil sie vom Enthusiasmus im Strassenverkehrsamt profitieren konnte. «Die Mitarbeitenden der Strassenverkehrsämter wollten wirklich den Umstieg. Ein Mitarbeiter hat in seiner Freizeit sogar Icons für die App geschaffen», so Michael Messemer, Projektleiter bei Abraxas Cari SA.
Timing ist alles
Es war wohl auch der richtige Zeitpunkt. «Vor fünf Jahren hätten viele Mitarbeitende diese Neuerungen mit deutlich weniger Begeisterung gesehen», so Jon Andrea Parli. Doch die Verbreitung von Smartphones im privaten Umfeld schuf günstige Bedingungen für die Umstiegsbereitschaft. Schwung erhielt das Projekt aber auch dadurch, dass es sich nicht um eine einfache Effizienzsteigerungsmassnahme handelt. Mit der neuen Technik werden vielfach ungewohnte Arbeitsmöglichkeiten eröffnet: So erfolgte die Disposition der Mitarbeitenden zwar schon vorher in CARI, der Tagesablauf ist jetzt aber auf dem persönlichen Tablet einsichtig und nicht länger auf Papier. Hier sieht der Experte genau, welches Fahrzeug wann geprüft wird, ausserdem hat er Zugriff auf die Fahrzeughistorie. Gleichzeitig werden die Wege reduziert: Fehlen technische Fahrzeuginformationen, muss er die Prüfung nicht unterbrechen, um sie im Büro am Computer zu suchen. Das Tablet erlaubt den mobilen Zugriff. Ist die Prüfung beendet, erhält der Kunde den Prüfbericht direkt ausgedruckt, während parallel vollautomatisch die Fakturierung der Rechnung durch CARI erfolgt. Das Gleiche gilt für den Fahrzeugausweis. Gibt es Änderungen, kann der Experte sie unmittelbar am Tablet vornehmen, der neue Fahrzeugausweis wird parallel zum Prüfbeleg ausgedruckt und kann vom Kunden sofort mitgenommen werden. CARI Inspect ist somit ein End-to-End-System, das nahtlos in die IT-Landschaft integriert ist.
Offline unterwegs
Das zeigt auch der Offline-Betrieb. Denn der Aufgabenbereich des Strassenverkehrsamts beschränkt sich nicht nur auf die Prüfung von Fahrzeugen, die zum Amt kommen. In Graubünden allein sind dies mehr als 35'000 im Jahr. Etwa 2000 weitere Prüfungen erfolgen fernab offizieller Gebäude, da Fahrzeuge wie Pistenbullys oder landwirtschaftliches Gerät gar nicht den weiten Weg zum Strassenverkehrsamt fahren können. Hier sind Experten im Ausseneinsatz tätig. Das Tablet mit dem Tagesablauf wird morgens einfach eingepackt. Die Prüfungen erfolgen unterwegs und die Synchronisation der Daten bei der Rückkehr ins Strassenverkehrsamt. Das Tablet erlaubt aber noch mehr. Aufgrund der eingebauten Kamera ist die Dokumentation von Mängeln leicht möglich. Aussagen wie «aber das war doch schon immer so» lassen sich leicht anhand der Fahrzeughistorie überprüfen. Schliesslich erstreckt sich der Bereich der statistischen Auswertung nicht nur auf den Zustand der Fahrzeuge. Auch das Prüfverhalten der Experten kann so evaluiert werden. Markiert ein Experte eine überdurchschnittliche Anzahl Bremsen, lässt sich eruieren, ob er einfach genauer hinsieht oder vielleicht eine Schulung zum Thema angebracht wäre. Damit machen die Strassenverkehrsämter einen Schritt in die Zukunft. Aber auch Abraxas sieht noch viel Potenzial – auch ausserhalb des Strassenverkehrs. CARI Inspect ist nicht nur eine Weiterentwicklung von Immo Inspect. Beide sind vielmehr Ausprägungen des Lösungsbaukastens Abraxas Inspect. Dessen Elemente lassen sich variabel auf alle Arten mobiler Inspektion anpassen. Denn der Inspektionsprozess ist ein zentrales Muster, das ideal geeignet ist für die Prozessoptimierung durch mobile Geräte.
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