Der in der Software abzubildende Prozess gestaltet sich wie folgt: Der Netzbetreiber schickt eine elektronische Rechnung an den Energielieferanten. Auf dieser Rechnung ist der Stromkunde vermerkt – zum Beispiel Müller AG, Zielstrasse 10, St. Gallen. Die Rechnung landet automatisch in der Abacus-Inbox des Lieferanten. Dessen System identifiziert den Kunden (Müller AG) und leitet die Rechnung an das Energie-Abrechnungssystem IS-E von Innosolv weiter. Dieses ergänzt die Energierechnung der Müller AG automatisch um die Netzkosten und verschickt die komplette Rechnung an den Kunden (Müller AG). Gleichzeitig meldet IS-E diesen Vorgang, sowie dass die Rechnung vom Netzbetreiber als Kreditorenbeleg verarbeitet werden kann, an das Abacus-System.
Soweit, so automatisch – bleibt nur noch die Erfassung des Kreditorenbelegs beim Endkunden (Müller AG). Sind dessen Systeme entsprechend ausgelegt, erfolgt auch dieser letzte Schritt automatisch. Vom Netzbetreiber über den Energielieferanten bis zum Energiekunden ist so kein einziger manueller Eingriff nötig. Der ganze Prozess ist vollautomatisch und medienbruchfrei möglich. Bisher war dieser Vorgang nicht selten mit mehreren Rechnungsbelegen verbunden, die per Post verschickt und teilweise händisch in die verschiedenen Systeme übertragen werden mussten. «Früher musste ein Sachbearbeiter zum Abtippen der Rechnungen abgestellt werden. Eine Rechnung zu erfassen kann schnell 15 Franken kosten», so Meinrad Egger, Product Manager bei Abacus.
Kein Wunder, dass eine Automatisierung als Segen angesehen wird. Auch der schieren Frequenz der Rechnungsstellung für Grosskunden wegen. Im Gegensatz zum Haushaltskunden erhalten diese ihre Rechnung monatlich. «Im Falle einer Liegenschaftsverwaltung mit hundert Objekten, die alle sechs Rechnungen im Jahr generieren, spart man leicht einige hundert bis tausend Franken», so Andreas Berglas, Abteilungsleiter bei den St. Galler Stadtwerken, wo Geschäftskunden schon seit 2009 E-Rechnungen erhalten können.
Erschwerend kommt hinzu, dass Grosskunden häufig Mischkunden sind. Das heisst, sie verfügen über zahlreiche Standorte, von denen aber nicht jeder 100'000 kWh pro Jahr verbraucht. Auch das muss die Software abbilden können. Schweizweit wurden 2013 etwa 17 Millionen E-Rechnungen im B2B-Umfeld verschickt. Nach wie vor also ein kleiner Teil der auf 300 Millionen geschätzten Rechnungen, aber dennoch ein Anstieg um 28,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Treiber sind Rechnungssteller mit hohem Aufkommen oder Grossorganisationen mit dezentralen Strukturen wie Gesundheitswesen, Detailhandel, Chemie/Pharma, Finanzindustrie oder öffentliche Verwaltungen. B2B ist aber nur eine Seite der Medaille. Die andere sind die 300 Millionen Rech-nungen, welche jährlich an Privathaushalte gesandt werden. Auch hier nimmt die E-Rechnung allmählich Fahrt auf.