«Die Schweiz glänzt einmal mehr. Politisch stabil, gut ausgebildete Fachkräfte: Dank solchen Trümpfen ist die Schweiz weltweit das wettbewerbsfähigste Land hinter Hongkong», titelte die NZZ vor Kurzem. Anlass war die neueste Ausgabe des Competitiveness-Ranking 2017 des International Institute for Management Development (IMD). Leider gab es einen Wermutstropfen. Im erstmals veröffentlichten Zusatzbericht zum Digital Competitiveness Ranking belegt unser Land lediglich den achten Platz – von 63.
Begründet wird dies unter anderem mit der mangelhaften Digitalisierung des Schulwesens. Die Verantwortlichen beim IMD haben sicher lange überlegt, welche Faktoren in ihren Bericht gehören und wie sie gewichtet werden, dennoch reibt man sich ob solcher Aussagen verwundert die Augen. Denn selbst wenn jeder Computer und jedes Handy aus den Schweizer Schulen entfernt würden, erhielten unsere Kinder im Schnitt eine wesentlich bessere Bildung als an so ziemlich allen amerikanischen High Schools (übrigens belegen die USA im Ranking den dritten Rang). Und auch im universitären Bereich müssen wir uns nicht verstecken. In Sachen technische Ausbildung gehört die ETH international zu den ersten Adressen und muss sich nicht vor der Ivy League verstecken. Natürlich liegt der Teufel im Detail und verdient Aufmerksamkeit – aber wäre es nicht schön, einmal innezuhalten, anstatt sich zu sorgen? Nur für einen Augenblick?
Die NZZ hat nämlich Recht – wenn vielleicht auch aus Versehen. Die Schweiz glänzt. Dem Land geht es trotz vorhandener Probleme gut. Ein Fakt, der im aktuellen internationalen politischen Klima – post Brexit und Trump – nicht genug betont werden kann. Und das gilt auch für den ICT-Sektor. Ja, weder Microsoft noch Facebook wurden in der Schweiz gegründet, aber dennoch ist die Entwicklung der einheimischen ICT-Industrie eine Erfolgsgeschichte.
Globalisierung mit lokalem Profil
Arbeiteten 2001 noch 140 000 Beschäftigte hier, waren es 2015 bereits über 210 000. Ein Zuwachs von 50 Prozent. Dieser speiste sich aus aller Herren Länder, denn 12,4 Prozent dieser ICT-Angestellten haben keinen Schweizer Pass (gesamtschweizerisch sind es 7,5 Prozent). Dank der exzellenten Arbeitsbedingungen kommen sie gerne hierher und entwickeln Software – aus der Schweiz, für die Welt. Damit zeigt die Schweiz eindrücklich, dass Globalisierung durchaus ein lokales Profil haben kann. Die Präsenz internationaler Grössen wie Google, IBM oder Adobe bestätigt das weiter. Genauso wie ein Blick aufs Smartphone: Denn obwohl die meisten Bürger/-innen beim Thema ICT zuerst an amerikanische Grosskonzerne wie Google oder Apple denken dürften, ist ihr digitaler Alltag längst mit helvetischer IT durchsetzt – siehe SBB-App, SwissMeteo, Doodle, Threema, Scandit, Zattoo etc.
Auch bezüglich Wirtschaftlichkeit muss sich die ICT-Branche nicht verstecken. Sie gehört zu den zehn wertschöpfungsintensivsten Branchen der Schweizer Privatwirtschaft. Mit 27,2 Milliarden Franken übertrifft sie bereits die Pharma-, Detailhandels- und Logistikbranche. Unberücksichtigt bleibt dabei ausserdem, zu welchem Grad Spitzenreiter wie Grosshandel und Finanzdienstleistungen ihre eigene Wertschöpfung der ICT verdanken. Denn wie viele der mehr als 400 swiss made software-Träger hatten nicht schon geschäftsrelevanten Einfluss auf Titanen wie UBS, Roche oder ABB?
Natürlich sollten diese Erfolge kein Grund zum Ausruhen sein. Das Erreichte ist zu verteidigen und sogar auszubauen, denn wie jeder Unternehmer weiss, schläft die Konkurrenz nicht. Aber es ist doch auch wichtig, zwischendurch einmal innezuhalten und einen Blick auf das eigene Werk zu werfen – und das mit Stolz!
Damit das Hingucken zwischendurch leichter fällt, wird swiss made software in Zukunft halbjährlich einen separaten Newsletter veröffentlichen. Darin soll ein Licht auf tolle Schweizer ICT-Projekte geworfen werden. Zusätzlich erscheinen Fachartikel und Interviews zu aktuellen Trendthemen. Dies ist der erste Newsletter seiner Art. Viel Spass beim Lesen! Wir sind gespannt auf Ihr Feedback.