Christian Walter ist Geschäftsführer und Redaktionsleiter von swiss made software. Bis Ende 2010 arbeitete er als Fachjournalist für das ICT-Magazin Netzwoche, publizierte zuletzt aber auch im Swiss IT Magazin, der Computerworld sowie inside-it.
Das Sicherheitskonzept des Schweizer Cloud- und Hosting-Anbieters Flow Swiss beinhaltet Knowledge Sharing, Pricing und Support.
Das grösste zurzeit im Dark Net verfügbare Paket mit Personendaten enthält mehr als eine Milliarde Datensätze. Verfolgt man die regelmässigen Meldungen über Kundendatenverluste, dürfte es an Umfang weiter zunehmen. Dennoch befinden wir uns mitten im Umzug in die Cloud. Beim Schweizer Hoster/Cloud-Anbieter Flow Swiss sieht man hier keinen Widerspruch. Schon gar nicht, wenn es um den Vergleich mit den grossen Hyperscalern geht. «Ein grosses Budget ist nicht gleich mehr Sicherheit», so Mitgründer Reto Giezendanner. «Eine grössere Organisation bietet auch mehr Angriffsfläche. Ausserdem ist Sicherheit mehr als nur eine Handvoll Technologien. Man muss auch das richtige Konzept haben.»
Das fängt bereits beim Aufsetzen und Konfigurieren der Cloud-Umgebung an. «Das ist nicht trivial, deshalb gehört die Beratung dafür dazu. Das ist Teil unseres Sicherheitskonzepts.» Man könnte sagen, dass sogar das Pricing ein Teil dieses Konzepts ist. Flow Swiss setzt auf Transparenz. «Bei uns sieht man im Control Panel genau, wo man steht», erläutert Giezendanner. So sollen Überraschungen vermieden werden – sowohl bei der Rechnung als auch bei den eingesetzten Werkzeugen. Dabei sei das Preis-Level durchaus vergleichbar mit den Grossen, betonen die Flow-Swiss-Gründer.
Der Transparenzgedanke findet sich auch beim Support wieder: Bei Flow Swiss hat der Kunde schon ab wenigen Franken Umsatz einen direkten Draht zum Partner. «Das Teilen von Expertise, gerade bei Kunden, die keine eigene IT-Abteilung haben, findet bei den Grossen erst ab hohen Beträgen statt», so Mitgründer Bojan Jovanovic. Mit anderen Worten: Viele dieser Angebote sind nur so lange günstig, wie keine Fehler passieren. Das Rattern der Kasse beginnt aber sofort, sobald es einmal hakt. Und in Momenten der Panik greift man schnell sehr tief in die Tasche.
Von hier für hier
Für die Flow-Swiss-Gründer Giezendanner und Jovanovic ist dieser direkte und transparente Support eine andere Ausdrucksform ihres zentralen Security-Versprechens: «Du kannst uns vertrauen!»
Dass Vertrauen ein wichtiges Kundenbedürfnis ist, zeigt allein schon die Existenz von Firmen wie der ihren. Die Kunden wollen nicht nur den Datenstandort Schweiz – sie wollen einen Schweizer Partner. Sie wollen «Swiss Hosting» – ein Siegel mit juristischer Relevanz: Denn die Schweizer Niederlassungen amerikanischer Konzerne unterliegen klar dem Cloud Act. Der Standort des Rechenzentrums reicht nicht für die Datensouveränität des Kunden.
Dieser lokale Faktor zeigt sich beim Support auch an anderer Stelle: «Wir haben einen 24/7-Support hier vor Ort, in der Sprache, Kultur und Zeitzone unserer Kunden. Level 3 als Norm», erklärt Bojan Jovanovic.
«Du kannst uns vertrauen» – das fängt beim Knowledge Sharing an, zieht sich über das Pricing und schliesslich den Support bis zum direkten Zugang zum Management.
Ortsunabhängige Sicherheit
Zugang gibt es aber auch direkt zu den Büros und dem Rechenzentrum. Denn prospektive Kunden können einen On-Premises Audit durchführen. «Das erlaubt nicht jeder – auch für grosse Kunden nicht», so Jovanovic. Die Nähe zum Kunden hat sich für Flow Swiss aber auch in Bezug auf die eigene Weiterentwicklung bewährt, zum Beispiel bei der ISO-27001-Zertifizierung. Damals liess das Unternehmen bewusst die Absicherung der Büroräumlichkeiten aussen vor und setzte stattdessen auf ein ortsunabhängiges Sicherheitskonzept. «Wenn man so ein innovatives Konzept hat, muss man gut argumentieren können», erklärt Reto Giezendanner. Dieser Ansatz wurde erst vor Kurzem durch die Pandemie validiert, als aufgrund der Home-Office-Situation sogar einige der Kunden auf das gleiche Konzept umstellten. Flow Swiss ist auch stolz, seinen Kunden Zwei-Parteien-Audits als Standard bieten zu können. «Wenn der Kunde dieses Bedürfnis hat, stehen wir auch hier ab einem deutlich tieferen Einstiegspreis parat», so Giezendanner. Dieser Umstand ist ausserdem ein Plus für die eigene Sicherheitskultur – aktuell findet so jedes Quartal ein separater Audit statt.
Als Schweizer Anbieter muss sich Flow Swiss natürlich auch bei der Angebotsbreite im Vergleich mit den Grossen beweisen. Auch hier zeigt sich das Unternehmen selbstbewusst: «Natürlich haben die Hyperscaler deutlich mehr Varianten, allerdings brauchen die meisten Unternehmen das nicht», so Bojan Jovanovic. Das Unternehmen beschränkt sich deswegen auf IaaS, PaaS, Object Storage und Kubernetes. « Wir sind noch stolz auf unser Bare-Metal-Mac-Angebot.» Mittlerweile hat die 2009 gegründete Flow Swiss so über 500 Kunden gewinnen können.
Schliesslich wird der Vergleich mit den Hyperscalern von prospektiven Kunden auch gern beim Thema Skalierbarkeit gezogen: «Dann kommen Fragen wie: Können wir bei euch von 50 auf 2ʼ000ʼ000 Nutzer skalieren?», erklärt Giezendanner. «Mich freut dann immer die Ambition der Kunden, allerdings gibt es solche Entwicklungen hierzulande praktisch nicht», meint Jovanovic. Denn die meisten, auch erfolgreichen Unternehmen skalieren in viel kleineren Dimensionen. Die Schweizer Realität ist einfach eine andere. «Kommt ein Kunde dennoch an unsere technischen Grenzen, bieten wir durch den Fokus auf Open-Source-Produkte wie Managed Kubernetes das heute mögliche Mass an Migrierbarkeit. Unsere Kunden sollen bei uns bleiben, weil sie das wollen, nicht, weil sie nicht mehr rauskommen», schliesst Jovanovic.
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