Staatliche Softwarebeschaffungen dauern zu lange und sind deswegen häufig veraltet, bevor sie in Betrieb gehen, sie sind zu teuer – auch für viele Anbieter – und misslingen oft. Erfolgreiche Softwarebeschaffung trotz WTO-Korsett – ist das möglich?
Was macht eine erfolgreiche Ausschreibung aus? Sie ist vergleichbar mit einer Idee: Ihre Genialität zeigt sich erst bei deren Umsetzung. Was zeichnet aber eine erfolgreiche Umsetzung aus? In der Praxis ist es das Dreigespann Kosten, Zeit und Qualität, welches in Kombination und in gegenseitiger Abhängigkeit den Erfolg der Umsetzung prägt. Das bedeutet, das Projektergebnis in der orgegebenen Zeit, in der vereinbarten Qualität und zum vertraglich festgelegten Preis zu liefern.
Was nicht sein kann, darf nicht sein
Wichtigste Vorbedingung ist hingegen, das Richtige auszuschreiben. Immer wieder wird in der öffentlichen Verwaltung in Verkennung der Realitäten aus der Anforderungsanalyse nach Standardsoftware gesucht, wo es keinen Standard gibt. Fundierte Marktabklärungen und ehrliche Bewertung der daraus gewonnenen Erkenntnisse sind Voraussetzungen, um nicht in diese Falle zu tappen. Oft werden aus Softwareeinführungsprojekten nach einer ernüchternden und schmerzhaften Selbsterkenntnis letztlich Softwareentwicklungsprojekte. Zu oft ist der Wunsch Vater des Gedankens und nicht die ehrliche Analyse. Es ist letztlich ein hilfloser Versuch das eigene Kaufrisiko zu minimieren.
Intangibilität erhöht das kundenseitig wahrgenommene Kaufrisiko
Softwarebeschaffung ist de facto Dienstleistungsbeschaffung. Eine Dienstleistung ist intangibel. Bei einer Dienstleistung wie der Entwicklung oder dem Kauf einer Softwarelösung erhält der Kunde zunächst nur das Versprechen, dass die für ihn entwickelte Lösung seinen Erwartungen genügen wird. Aufgrund der Intangibilität ist das wahrgenommene Kaufrisiko für Kunden bei Dienstleistungen höher als beim Kauf von Sachleistungen, weil Dienstleistungen eher Vertrauens- und Erfahrungseigenschaften aufweisen, wohingegen Sachleistungen eher mit Sacheigenschaften behaftet sind.
Worauf setzt die Privatwirtschaft?
Die Privatwirtschaft schreibt «preferred supplierships» aus. Damit schafft man die Basis, um Dienstleistungsqualität messen zu können, und gute Dienstleistungsqualität über längere Perioden schafft Vertrauen. Zentral ist die eigene konzeptionelle Kompetenz für die Wahl der «richtigen» Software: Gute Softwarelösungen haben eine tragfähige Architektur und passen in den Softwarebebauungsplan der Organisation. Umsetzungserfahrung und -kompetenz mit professionellem Projektmanagement bleibt Schlüsselfaktor.
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