Fintech: was braucht es für den Erfolg?
Das Thema Fintech boomt und erinnert an die Anfänge der Dotcom-Zeiten und der New Economy. Was aber ist essenziell, damit sich eine Fintech-Lösung tatsächlich am Markt etablieren kann?
Fintech-Angebote gibt es in grosser Vielfalt und für alle möglichen Business-Cases. Vorhersagen über den Erfolg einzelner Produkte sind kaum möglich. Man kann jedoch Erfolgsfaktoren und Voraussetzungen identifizieren, die ein positives Resultat begünstigen. Dies zeigt das konkrete Beispiel Mobile Payment.
Die Ausgangslage: Das Dienstleistungsgeschäft mit dem bargeldlosen Bezahlen – etwa an der Kasse oder in einem Webshop – wird heute von wenigen Akteuren besetzt. Innovative, heute noch nicht am Zahlungsmarkt präsente Firmen wollen sich nun eine Scheibe dieses lukrativen Geschäftes abschneiden.
Vordergründig besteht die Herausforderung beim Mobile Payment darin, dem Kunden beziehungsweise Händler ein Bezahlen mittels Smartphone zu ermöglichen. Die Aufgabe ist aber weitaus komplexer, gerade beim Kunden. Mit Bargeld, Debit- und Kreditkarten verfügt er bereits jetzt über verschiedene Bezahlmöglichkeiten. Warum soll er also zu einer Smartphone-Lösung wechseln? Bei den Händlern ist es einfacher. Dort lassen sich mit den Kosten für bargeldlose Transaktionen und dem Zeitaufwand für eine Zahlungsabwicklung klare Schwachstellen identifizieren. Zudem verursacht bei den Händlern auch die Handhabung von Bargeld Kosten – es muss transportiert und gelagert werden. Schliesslich will der Anbieter einer Mobile-Payment-Lösung – als dritte Partei im Bunde – damit natürlich Geld verdienen. Wir haben also ein nicht triviales System mit drei sehr unterschiedlichen Anspruchsgruppen vor uns. Die Erfolgschancen einer Mobile-Payment-Lösung am Markt hängen direkt davon ab, wie gut sie die verschiedenen Motivationen und Interessen unter einen Hut zu bringen vermag.
Dem Kunden muss eine neue Lösung neben ausgezeichneter User-Experience bedeutende Mehrwerte bieten. Hier ist eine Mobile-Payment-Lösung gegenüber einer klassischen Kredit- oder Debitkarte klar im Vorteil, da sie Möglichkeiten zur Integration und Kombination mit anderen Mehrwertdiensten bietet. Beispiele sind Community-Funktionen wie Person-to-Person-Payment, das Ausspielen passender Gutscheine oder die Integration händlerspezifischer Kundenkarten.
Auf Seite der Händler fallen heute Fixkosten für die bekannten Bezahlterminals sowie laufende Transaktionskosten an. Die Höhe der Transaktionsgebühren wird durch das Oligopol der Anbieter sowie die Anzahl der involvierten Parteien bestimmt. Zu den Kostentreibern gehören Kreditrisiko und der Betrieb der über die Zeit aufgebauten Legacy-Infrastrukturen, über die solche Prozesse laufen.
Innovative Lösungen für den Point-of-Sale (PoS), die kostengünstig in die bestehende Kasseninfrastruktur integriert und betrieben werden können, dürften somit das Interesse der Händler wecken. Dafür sind heute günstige Standardtechnologien verfügbar. Am PoS können statt der proprietären Bezahlterminals zum Beispiel Bluetooth oder QR-Codes im Verbund mit einem Smartphone benutzt werden. Zudem lassen sich Zahlungen – vergleichbar zum Mobile Banking – mittels einer App auf dem Smartphone direkt über preiswerte und sichere Internetkanäle abwickeln. So werden die Infrastrukturkosten gesenkt und die Anzahl am Zahlungsprozess beteiligter Parteien minimiert – Händler können bis zu 90 Prozent der Transaktionskosten sparen. Hinzu kommen Ersparnisse aufgrund verminderten Zeitverbrauchs: Wo nicht mehr mit Kleingeld hantiert oder ein PIN eingegeben werden muss, können mehr Kunden in kürzerer Zeit bedient werden oder gleich viele mit weniger Personal.
Die Anbieter von Mobile-Payment-Lösungen wiederum wollen ihre Lösung so kosteneffizient betreiben, dass sie trotz deutlich tieferer Transaktionsgebühren immer noch rentabel operieren können. Angesichts des Marktpotenzials der in Mobile Payment integrierten Mehrwertdienste kann man sich gut noch aggressivere Preismodelle auf Transaktionen vorstellen.
Die beteiligten Akteure und ihre Dynamik zu verstehen ist also essenziell. Es ist jedoch erst die halbe Miete. Auch im Fintech-Bereich und spezifisch bei Payment werden die Nutzer für ein einziges Bedürfnis keine Vielzahl verschiedener Angebote nutzen. Ähnlich wie bei WhatsApp, Facebook & Co. werden sich die ersten guten Lösungen durchsetzen – «the winner takes it all». Eine Lösung muss somit innert kürzester Frist zur Marktreife entwickelt werden und auf Anhieb überzeugen. Dafür braucht es Spezialisten, insbesondere auch für die Technologie, eben das «Tech» in Fintech.
Das «Tech» in Fintech
Ein Technologiepartner für ein Fintech-Projekt muss die dafür relevanten aktuellen Technologien beherrschen, aber auch neue Technologien erkennen und bewerten können. Um die Lösung schnell zu realisieren, braucht es Erfahrung: im Umsetzen innovativer Vorhaben, mit skalierenden und hoch verfügbaren sowie sicheren Lösungen in komplexem Umfeld sowie spezifisch für die Finanzindustrie. Der Technologiepartner muss auf einen Pool von Experten zugreifen können, der flexibel verfügbar ist, idealerweise also aus dem eigenen Haus. Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist ein gutes externes Netzwerk, sowohl bezüglich Technologien als auch in der Finanzindustrie und Fintech-Szene.
Aus einem solchen Set-up resultierte zum Beispiel das Bezahlen via Bluetooth. Für kontaktloses Bezahlen am PoS ist heute Near Field Communication oder kurz NFC am weitesten verbreitet. Beim Mobile Payment hat dieser Ansatz zwei gravierende Nachteile: zum einen die Kosten, denn die benötigte Infrastruktur ist teuer, zum anderen ist bei Apple-Geräten der NFC-Stack für Drittlösungen nicht zugänglich. Damit werden rund 50 Prozent aller Smartphones in der Schweiz von vornherein ausgeschlossen. Die Idee, statt NFC Bluetooth-basierte Beacons einzusetzen, löst beide Probleme elegant. Die Beacons sind vergleichsweise günstig und garantieren eine nahezu hundertprozentige Smartphone-Unterstützung.
Für die Realisierung einer Fintech-Lösung braucht es die Manpower für ein Grossprojekt und die Agilität eines Start-ups sowie eingespielte Teams für alle Aspekte und Phasen des Software-Engineering-Prozesses. Verschiedene Standorte müssen kein Nachteil sein – im Idealfall geschieht die Entwicklung damit rund um die Uhr. Ein Standort in einem anderen Markt, wie ihn AdNovum zum Beispiel in Singapur hat, kann zudem Vergleichsmöglichkeiten und interessante Inputs ergeben.
Swiss made Fintech Solutions
So lassen sich Lösungen entwickeln, die das Zeug dazu haben, sich als Standard zu etablieren. Damit ist der Auftrag eines Technologiepartners jedoch nicht abgeschlossen. Es gilt, den Markt zu beobachten und die Kunden bei neuen Herausforderungen zu beraten. Bei den Payment- und Digital-Wallet-Anbietern beispielsweise ist mit einem Eintritt der Grossen in den Schweizer Markt ständig zu rechnen. Es gilt deshalb, fortlaufend an neuen Lösungen zu arbeiten. Sind sie richtig konzipiert und rechtzeitig bereit, kann man mit den Lösungen nicht nur im Schweizer Markt bestehen, sondern diese und das Know-how dazu auch exportieren.
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